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19.04.18 –
Am 16. April hat die AG Tierschutz das Tierheim Leipzig-Breitenfeld besucht und ist mit Herrn Sperlich, dem Leiter des Tierheims, ins Gespräch gekommen.
Bei der Führung durch die Einrichtung gab es viel zu sehen, an erster Stelle natürlich die Tiere: Hunde, Katzen und Vögel beispielsweise, aber auch exotische Tiere wie Schlangen und Schildkröten. Dabei bewegten wir uns nicht nur innerhalb der Gebäudeabschnitte, sondern haben auch außerhalb Interessantes entdecken können, unter anderen ein großes Freiluft-Gehege für Katzen oder Außenanlagen für Landschildkröten.
Wir sind jedoch nicht nur zum Schauen vorbeigekommen, sondern wollten mit Herrn Sperlich konkret ins Gespräch kommen über Probleme, mit denen sich das Tierheim konfrontiert sieht. So wünscht sich Herr Sperlich beispielsweise eine Erweiterung der Freilauffläche für die Hunde. Da jedoch das Tierheim Eigentum der Stadt ist, müssen alle baulichen Erweiterungen erst durch diese genehmigt werden.
Auch haben wir erfahren, dass es in Sachsen keine Berufsschulen für angehende Tierpfleger und -pflegerinnen gibt. Sächsische Auszubildende müssen daher auf andere Bundesländer ausweichen. Aber selbst an den Berufsschulen, an denen Tierpflege gelehrt und vermittelt wird, sind die Rahmenlehrpläne nicht auf den aktuellen Stand. So werden die Tierarten, die seit Jahren zunehmend zu betreuen sind - beispielsweise Papageien, Spinnen oder Reptilien - erst im dritten Lehrjahr und, nach Ansicht von Herrn Sperlich, im ungenügenden Umfang behandelt.
Überhaupt sind exotische Tiere auf mehreren Ebenen problematisch. Alle 89 im Tierheim untergebrachten Reptilien sind entweder Einweisungen oder Fundtiere. Das sich die Haltung dieser Tiere oftmals im illegalen Bereich bewegt, lässt sich nach Herrn Sperlich beispielsweise an den Schlangen aufzeigen: Oftmals existieren für diese Tiere keine Papiere und wenn es doch Papiere gibt, so handelt es sich bei diesen um Fälschungen. Ein Faktor, der für diese Entwicklung verantwortlich ist, stellt für Herrn Sperlich eine fehlende Regulierung dar. So werden die Tiere über Kleinanzeigen, Ebay oder Facebook privat zum Verkauf angeboten. Sogenannte Exotenbörsen werden ebenfalls kaum reguliert, so dass beispielsweise der Kauf einer Königskobra ohne Probleme möglich ist. Doch auch die Halter und Halterinnen müssten in die Pflicht genommen werden, denn oftmals fehle es an Wissen über die Tiere. Wenn man, so wie wir, gesehen hat, wie groß die Schlangen zum Teil werden können, versteht man auch, wieso ein Sachkundenachweis für Halter und Halterinnen längst überfällig wäre. Dass die Kapazitäten des Tierheims für die Reptilienverwahrung daher an ihr Limit kommen, liegt jedoch nicht nur an fehlenden Regulierungsprozessen, sondern auch an der sächsischen Landesregierung selbst. Eine vom Land finanzierte Auffangstation für Reptilien würde die Situation entlasten und käme letztendlich den Tieren zugute.
Kurz wiedergeben möchte ich am Ende noch die
Hintergrundgeschichte zweier Aras, die sich ebenfalls im Tierheim befinden und deren Anblick mich nachdenklich gestimmt hat. Die Vögel, die von ihrer Halterin einzeln in kleinen Volieren gehalten wurden, kamen nach dem Tod derselben im Rahmen einer Sicherstellung ins Tierheim. Aufgrund der nicht-artgerechten Haltung haben die Tiere unheilbare psychologische und organische Schäden davongetragen. Dennoch konnten im Tierheim die Vögel schließlich schrittweise nach mehreren Wochen vergesellschaftet werden. Ob eine artgerechte Vermittlung des Vogelpaars jedoch jemals umgesetzt werden kann, bleibt fraglich.
Es sind solche Fälle - stellvertretend für viele weitere - die einen die Dimensionen von Tierschutz und Tierrecht erst bewusst machen. Wer das nicht nachvollziehen kann, der sollte sich selbst ein Bild machen von den Aras und all den anderen Tieren, die es im Tierheim oftmals besser haben als in ihren vorherigen Lebensumfeld, aber deren Vermittlungschancen - sei es aufgrund ihrer Alters, ihrer Gesundheit, ihrer Verhaltensauffälligkeiten oder ihrer Art - oftmals gering bleiben.
Und wir von Bündnis 90/Die Grünen? Wir haben vieles von diesen Tag und dem, was uns Herr Sperlich erzählt und gezeigt hat, mitgenommen und können uns daran machen das Tier - sei es im Tierheim oder sonst wo - in der Politik sichtbar zu machen und diesem eine Stimme zu geben.
Text: Bodo Schramm
Bilder: Bodo Schramm, Jens Hübel und Matthias Jobke
Die Veranstaltung findet sowohl in Präsenz als hybrid statt.
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