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BÜNDNIS90/DIE GRÜNEN

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Gleichgeschlechtliche Lebensform im Alter – für Altenhilfe noch immer ein Tabuthema

Das Fachgespräch der Fraktion Bündnis 90/Die Grünen „Homosexuelles Leben im Alter" am 11. November war ein voller Erfolg.Seriöse Untersuchungen gehen von einem Bevölkerungsanteil homosexueller Menschen zwischen 5% und 10% aus. Von diesen Untersuchungen ausgehend bedeutet dies, dass in Leipzig aktuell zwischen 5.800 und 11.700 Homosexuelle im Alter ab 65 Jahren leben, von denen wiederum anteilig ca. 1.500 pflegebedürftig sein könnten.

17.11.10 –

Das Fachgespräch der Fraktion Bündnis 90/Die Grünen „Homosexuelles Leben im Alter am 11. November war ein voller Erfolg.
Seriöse Untersuchungen gehen von einem Bevölkerungsanteil homosexueller Menschen zwischen 5% und 10% aus. Von diesen Untersuchungen ausgehend bedeutet dies, dass in Leipzig aktuell zwischen 5.800 und 11.700 Homosexuelle im Alter ab 65 Jahren leben, von denen wiederum anteilig ca. 1.500 pflegebedürftig sein könnten.

Seriöse Untersuchungen gehen von einem Bevölkerungsanteil homosexueller Menschen zwischen 5 und 10 % aus. Von diesen Untersuchungen ausgehend bedeutet dies, dass in Leipzig aktuell zwischen 5.800 und 11.700 Homosexuelle im Alter ab 65 Jahren leben, von denen wiederum anteilig ca. 1.500 pflegebedürftigen sein könnten. Da insbesondere die über 65jährigen eine Zeit der massiven gesellschaftlichen, staatlichen und persönlichen Diskriminierungen erlebt haben, kann es nicht verwundern, dass ältere, alte und hochbetagte Lesben und Schwule in der Öffentlichkeit kaum sichtbar sind.
Für die sozialpolitische Sprecherin der Stadtratsfraktion von Bündnis 90/Die Grünen Katharina Krefft war das Grund genug, am 11. November 2010 zu einem Fachgespräch im Neuen Rathaus einzuladen. Gemeinsam mit Lehrkräften, Schülerinnen und Schülern hiesiger Pflegefachschulen, Leiterinnen und Leitern von Altenpflegeeinrichtungen sowie interessierten Bürgerinnen und Bürgern wurde das Thema „Homosexuelles Leben im Alter – Forderungen an Politik und Pflegekräfte“ breit erörtert und diskutiert. Das Fachgespräch steht auch im Zusammenhang mit dem Auftrag des Stadtrats von September 2010 an den Oberbürgermeister unter Mithilfe des Seniorenbeirates seniorenpolitische Leitlinien zu erarbeiten. Diese sollen Bestandteil des 3. Altenhilfeplanes 2010 sein und die unterschiedlichen Situationen von Seniorinnen und Senioren in Leipzig widerspiegeln sowie Handlungskonsequenzen aufzeigen.
Stadträtin Krefft: „Es wird Zeit, dass wir auch im neuen Leipziger Altenhilfeplan ein Bewusstsein entwickeln für die Belange spezieller Zielgruppen, wie derer mit gleichgeschlechtlicher Orientierung. Auf sie muss, wie beispielsweise auch auf die älterer Menschen mit Migrationshintergrund, mit Behinderung und mit psychischer Erkrankung, in besonderem Maße eingegangen werden.“ Denn gerade diese älteren Menschen sind auch heute noch besonders häufig von Ausgrenzung betroffen. Dies beginnt bereits damit, dass ihre Bedürfnisse im Alter nur unzureichend berücksichtigt werden. Unzureichend berücksichtigt werden. Sie bedürfen deshalb gerade im Kontext von kommunaler Seniorenpolitik einer besonderen Betrachtung und auf den Einzelfall abgestimmter Angebote von kommunaler Seniorenpolitik einer besonderen Betrachtung und auf den Einzelfall abgestimmter Angebote“, findet Krefft.
Parteifreund und Stadtbezirksbeirat Tim Elschner ging in seinem Vortrag insbesondere auf die Lebenssituationen, Wünsche, Bedürfnisse und Probleme von älteren, alten und hochbetagten Lesben und Schwulen ein. Elschner machte dabei deutlich, dass es Lesben und Schwulen ein großes Anliegen ist, auch bei gesundheitlicher Einschränkung nicht nur im Alter weiterhin einen eigenen Lebensstil verwirklichen zu können, ohne die Befürchtung haben zu müssen, von den Hilfeerbringern benachteiligt oder auch von Mitbewohnerinnen und Mitbewohnern in Altenwohnheimen oder Pflegeinrichtungen ausgegrenzt zu werden. „Diese bestehende Angst ist mit ein Grund dafür, warum nach wie vor Dienstleistungen von Pflegeeinrichtungen von Lesben und Schwulen so gut wie gar nicht angenommen werden,“ so Elschner. Eine deutliche Mehrheit der Lesben und Schulen ist zudem der Meinung, dass die Pflege- und Altenhilfeeinrichtungen immer noch nicht kompetent genug mit den Bedürfnissen gleichgeschlechtlich liebender Menschen umgehen. Auch sind Lesben und Schwule der Auffassung, dass die bestehenden Einrichtungen ihre Angebote immer noch nicht deutlich erkennbar auch auf Lesben und Schwule ausgerichtet haben. Die Bedürfnisse dieser Zielgruppe werden zudem meist nicht erkannt.
Kathrin Darlatt, gleichstellungspolitische Referentin der Stadt Leipzig, nannte im weiteren Gründe für diese weitverbreitete Angst unter älteren Lesben und Schwulen. Unter anderem verwies sie auf den Strafrechtsparagraphen § 175. Ab 1949 bestand dieser in der verschärften Fassung aus der Zeit des Nationalsozialismus in der Bundesrepublik fort. Obwohl die DDR 1950 zur Fassung des § 175 vor 1933 zurückkehrte und 1968 Homosexualität partiell entkriminalisiert wurde, des Weiteren auch 1969 die Totalkriminalisierung in der Bundesrepublik aufgehoben wurde, dauerte es schlussendlich noch bis 1994, bis nach zähem Kampf der Schwulenbewegung der § 175 aus dem Strafgesetzbuch gestrichen wurde. Die meisten gleichgeschlechtlich liebenden Menschen führten auch in der DDR ein soziales Doppelleben, da schwules und lesbisches Leben als „unsozialistisch“ galt und das System einen starken Konformitätsdruck erzeugte. Durch diese Stigmatisierung haben viele Betroffene ihr Leben lang soziale Arrangements zur Verheimlichung ihrer Homosexualität getroffen. „Diese Angst bleibt ein Leben lang“, so Darlatt.
Dipl.-Pflegewirt, Coach und Altenpfleger Heiko Gerlach aus Hamburg wirkte unter anderem von 1999 bis 2000 bei der Entwicklung spezifischer Inhaltsbereiche für das Altenpflegecurriculum im Hessischen Sozialministerium, Referat für die Gleichstellung gleichgeschlechtlicher Lebensweisen in Wiesbaden mit. Als ausgewiesener Experte gab er insbesondere den Leiterinnen und Leitern von Altenhilfeeinrichtungen sowie den Lehrkräften und den Schülerinnen und Schülern der anwesenden Pflegschulen konkrete Handlungsempfehlungen mit, um bestehende Hemmschwellen auf Seiten der Pflegenden und der Pflegebedürftigen abzubauen, so dass ein adäquater Umgang mit älteren Lesben und Schwulen fortan auch in Leipzig möglich werden kann. Durch Biografiearbeit, kultursensible Pflege, Fremd- und Eigenreflexion könne viel in Pflegeinrichtungen zur Verbesserung der Lebenssituation älterer Lesben und Schwulen beigetragen werden. Aber auch die Politik, die Vorgaben für die Lehre macht, müsse entsprechend handeln und Fachwissen bereitstellen. Außerdem müsse den Pflegekräften für diese Tätigkeiten grundsätzlich genügend Zeit eingeräumt werden.
Zuletzt erklärte die Seniorenbeauftragte der Stadt Kerstin Motzer die Bereitschaft, dass Thema „Homosexuelles Leben im Alter“ unter anderem auch im Seniorenbeirat erörtern zu 3 wollen. Denn die Diskussion zeigte, dass Homosexualität weit weniger bei den jungen Pflegekräften, so doch bei der älteren Generation nach wie vor ein Tabuthema ist.
Ähnlich äußerte sich Kathrin Sander als Vertreterin der Städtischen Altenpflegeheime Leipzig gGmbh in ihrer Situationsanalyse. Stadträtin Krefft und Stadtbezirksbeirat Elschner begrüßten die Initiative der Seniorenbeauftragten. Beide zogen nach dem Fachgespräch so auch ein positives Fazit.
Die Integration von verschiedenen Lebenskulturen muss generell weiter Dauerthema in der Stadt sein. Akteure der Kommunalpolitik und die Stadtgesellschaft gilt es weiter dafür zu sensibilisieren.

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